Seit dem Sommer 2019 arbeiten wir an der Ludgerusschule im Bereich der Konfliktprävention und der Konfliktintervention nach dem Bensberger-Mediation-Modell (BMM).

In allen Klassen wird (nicht nur) in der wöchentlichen Klassenratsstunde der Umgang mit eigenen Gefühlen, der Umgang mit den Regeln der Schule, die Sensibilisierung für Gefühle anderer, empathisches Verhalten, der Dialog mit positiven Rückmeldungen, der Umgang mit Entschuldigungen und das Verzeihen trainiert. Jeden Morgen findet die Gefühle-Runde in allen Klassen statt.

Jede Klasse trainiert einmal im Jahr in einem Klassentraining die Methodik der Streitschlichtung. Hierbei werden spielerisch Konflikte nachempfunden und die Streitschlichtung daran geübt. So werden die Kinder, ohne emotional belastet zu sein, fit im Ablauf der Streitschlichtung.

Im 2. Halbjahr jedes Schuljahres findet die Streithelferausbildung statt. Interessierte Kinder aus dem 3. Jahrgang können sich hierfür anmelden. Einmal in der Woche lernen sie alles, was sie für ihre Tätigkeit als Streithelfer wissen und können müssen. Ausgebildet werden sie durch den Mediator der Schule (das ist der Sozialpädagoge im multiprofessionellen Team Herr Rickert). Nach einem halben Jahr Ausbildung sind sie im 4. Schuljahr Streithelfer und werden jeweils zu zweit in den großen Pausen eingesetzt. Sie haben gelernt, das „Erst-Hilfe im Streit“-Modell anzuwenden und können so mithelfen, kleine Konflikte zwischen Mitschülern zu klären.

Bei größeren Konflikten wird ein Friedensgespräch angeboten. Die Beteiligten an dem Konflikt vereinbaren dabei einen Termin mit dem Mediator der Schule. Das Gespräch steht im Zeichen der Konfliktlösung durch die Beteiligten. Auch in diesem Gespräch werden Fragen nach dem Geschehen, den wahrgenommenen Emotionen, den eigenen Streitanteilen, einem Rollenwechsel, den anschließenden Vereinbarungen und deren gegenseitiger Evaluation schrittweise vorgenommen.

Unsere Ziele dieses Modells der Mediation sind:

  • Nachhaltiger Erwerb von Konfliktlösefähigkeit
  • Aufbau einer systematischen konstruktiven Konfliktkultur
  • gelebte Werteerziehung
    • Annehmen und Zulassen von Unterschieden
    • Gewaltlosigkeit
    • Dialogorientierung
    • Eigenverantwortlichkeit
    • Empathie
    • Bereitschaft zum Umdenken
    • Verlangsamung des Lösungsprozesses
  • Feste Sprach- und Handlungsmuster
  • verbindliche Regeln und Rituale
  • Verbesserung des Klassen- und Schulklimas

Und so läuft eine Streitschlichtung ab:

  1. Wir begrüßen uns: In diesem Schritt werden die Rollen der Beteiligten benannt. Die Aufgabe für die Streitenden ist es eine Lösung für den Konflikt zu finden. Dann werden auch die Regeln der Streitschlichtung benannt. Diese sind: Ausreden lassen, gut zuhören, nicht beschimpfen.
  2. Erzähle: Was ist passiert? Die Beteiligten erzählen aus ihrer Sicht die Streitsituation. Dabei einigen sich die beiden auf eine Reihenfolge. Der Streitschlichter spiegelt das Gesagte.
  3. Eigene Gefühle benennen: Der Satzanfang „Ich habe mich geärgert, dass…“ hilft sprachsensibel beim Formulieren und dient auch dazu, ab diesem Zeitpunkt direkt mit dem Gegenüber zu sprechen.
  4. Eigene Streitanteile benennen: Mit dem Satzanfang „Ich habe…“ werden die eigenen Streitanteile benannt.
  5. Perspektivwechsel: Es wird die Sichtweise des Anderen angenommen, um so das Erlebte zu beschreiben. (Bei der „Erst-Hilfe im Streit“ wird auf diesen Schritt verzichtet.)
  6. Gemeinsame Lösungen suchen: Die Lösungen können Wünsche („Ich wünsche mir von dir, dass…“) und Erwartungen („Ich erwarte…“) sein. Wichtig ist die gemeinsame Einigung auf die gemachten Vorschläge. Zum Abschluss steht die Frage, ob die Lösungen angenommen werden und der Streit damit beendet ist.
  7. Evaluationstermin: Im Rahmen eines Mediationsgesprächs wird nun noch ein Termin für eine Evaluation gemacht.